Besinnliches und Lustiges aus meinem Leben

von Berta Puintner

 

Vorwort

Vor einigen Tagen habe ich meinen 81sten Geburtstag gefeiert. Er ist der Anlass, dem Herrgott für die vielen guten Jahre, die schönen Stunden und Tage die ich erleben durfte, zu danken. Danken will ich ihm aber auch für die zahlreichen leidvollen und schwarzen Tage in meinem Leben. Er war es, der mich immer wieder einen neuen Weg aus der tiefsten Finsternis finden ließ.

Mit meinen kurzen, erlebten Geschichten will ich die Leser dieses Büchleins in eine für sie vielleicht unvorstellbare Zeit zurückführen. Sicher werden sie über die primitiven Lebensbedingungen von damals lächeln, aber für mich war es meine Jugend und Heimat.

 

Mein erstes Foto

Meine erste Erinnerung: Die kleine Ecke hinter der großen schwarzen Schultafel

Wenn meine Eltern zusammen aufs Feld gehen mussten, übertrugen sie meiner Schwester Rosa die Aufgabe auf mich aufzupassen. Rosa war die älteste meiner Geschwister und zwölf Jahre älter als ich. Als ich zwei Jahre alt war, besuchte sie die letzte Klasse der italienischen Volksschule. Um während meiner Betreuung dem Unterricht nicht fern zu bleiben, durfte mich meine Schwester mit in die Schule bringen. Dort wurde ich in einer kleinen Ecke zwischen der hohen weißen Mauer und der großen schwarzen Tafel „abgestellt“. Den ganzen Vormittag von 8 Uhr in der Früh bis 12 Uhr musste ich hinter diesem schwarzen Ungetüm sitzen oder stehen und durfte dem Unterricht zuhören, denn sehen konnte ich ja nichts. Ab und zu kam auch das Fräulein Lehrerin zu mir, nahm mich hoch und nannte mich „tesoro“. Ich glaubte ich heiße „tesoro“ auf Italienisch. Das Fräulein Lehrerin lernte mir auch das Gedichtlein: „Son piccina...“ was ich heute noch kann.

Einmal während der Pause kam sie zu mir, hob mich hoch und stellte mich auf eine Schulbank. Ich sollte mein Gedicht vortragen. Alle Schüler standen rundherum. Eine Schülerin bemerkte wie eine kleine Ecke der Windel aus meinem Höschen herausragte. Sie griff danach und zog solange bis die ganze Herrlichkeit auf dem Boden lag. Alle lachten und klatschten und ich schämte mich furchtbar. Es war dann auch die letzte Windel die ich mir unter das Höschen stecken ließ. Ich hatte es auch nicht mehr nötig, denn von diesem Tage an war ich stubenrein.