Kriege, Plünderungen und Großbrände
Am Ende des 15ten Jahrhunderts eskalierte der Streit zwischen den Österreichern und den Schweizern.
Im Jänner 1499 brachen die Österreicher über Graubünden herein und besetzten das Münstertal. Bei ihrem Rückzug verbrannten sie siebzehn Dörfer, töteten die alten Leute, die Frauen und die Kinder und vernichteten alles was sie fanden. Den Schweizern gelang es aber schon nach wenigen Tagen die Eindringlinge zu vertreiben. Einen Monat später drangen die Österreicher wieder ein und zogen plündernd und zerstörend durch das Münstertal. Auch dieses Mal wurden sie wieder aus der Schweiz vertrieben. Voll von Rache und Hass sannen die Schweizer nach Vergeltung. Im darauf folgenden Mai gelang es ihnen dann über Schlinig in den Vinschgau einzudringen.
Rachedürstig zogen die Bündner gegen Tirol durch den oberen Vinschgau bis unter Laas. Sie plünderten, zerstörten und äscherten auf ihrem Wege alle Dörfer und Weiler ein. Auch Laas mit seinen zwanzig bis dreißig Höfen, der Marxkirche und der Pfarrkirche wurde von ihnen geplündert, zerstört und niedergebrannt. Viele Männer im oberen Vinschgau wurden gefangen genommen oder getötet.
Kurze Zeit später zogen die Engadiner mit ihren Kriegern wieder durch den Vinschgau. Dieses Mal kamen sie bis nach Goldrain, wo sie von den Tirolern besiegt wurden. Auf ihren Rückzug zerstörten und verbrannten sie das was von den Dörfern noch übrig geblieben war. Sie hinterließen viel Leid, Not und Hunger.
In den Jahren zwischen 1570 und 1780 drangen im Zuge der Religionskriege die Engadiner wiederum in den Vinschgau ein. Dieses Mal wurden sie aber von den Tirolern schon auf der Malser Haide geschlagen.
Um weiteren Einfällen der Schweizer in den Vinschgau vorzubeugen stationierte der Landesfürst von Tirol 4000 Männer in Laas und 2000 Mann in Tschengls, Eyrs und Tanas. Die langzeitige Besatzung brachte für Laas viel Not und Leid. Die Unachtsamkeit der Soldaten entfachte einige Häuserbrände. Für die Ernährung der Soldaten wurde sämtliches Vieh aus den Ställen geholt und die Häuser wurden nach den letzen Nahrungsmittel durchsucht.
Bald starben in Laas die Menschen an Hunger. Dazu breitete sich noch eine schlimme Seuche aus, welche viele Menschenleben forderte. Die Toten wurden nur mehr vor die Haustür gelegt. Jeden Morgen kamen vermummte Männer mit einem Wagen, sammelten die Leichen ein und fuhren sie zum Friedhof nach St. Sisinius. Dort wurden die Toten in Massengräbern verscharrt. Eine mündliche Überlieferung sagt: „Das ganze Dorf ist ausgestorben, die Häuser waren zerstört und auf den Feldern und Äckern wuchs nur mehr Unkraut und Disteln.“ Später sollen dann Menschen aus der Umgebung gekommen sein, welche die Häuser wieder bewohnbar und die Felder und Äcker wieder urbar gemacht hätten.
Im Jahre 1639 brach in Laas ein Großbrand aus. Sämtliche Häuser im Oberdorf wurden dabei ein Raub der Flammen. Bei diesem Großbrand verbrannten auch die meisten Protokolle, Dokumente und fast sämtliche gerichtliche Gemeindeurkunden.
Die Nacht vom 14. September 1763 war für unsere Vorfahren eine weitere Nacht des Schreckens. Der Ruf „Feuer“ riss alle Einwohner aus dem Schlafe. Ein Haus brannte lichterloh und durch den heftigen Westwind verbreitete sich das Feuer unheimlich schnell. Nach zwei Stunden standen zweiundvierzig Häuser, Scheunen, Stallungen und Geräteschuppen in Flammen. Bei diesem Brand verloren zwei Menschen ihr Leben und einige weitere wurden verletzt. Die Laaser hatten wieder einmal ihr ganzes Hab und Gut verloren und mussten wieder neu beginnen.
Am 4. Dezember 1861, kurz nach Mitternacht, ertönte wieder der Schreckensruf „Feuer, es brennt“. Ein Haus an der Westseite stand in Flammen. Wieder wehte ein starker Nordwind und trieb blitzschnell das Feuer von Haus zu Haus und von Scheune zu Scheune. Binnen zwei Stunden standen abermals neunundsechzig Häuser mit Scheunen und Stallungen im hellen Feuermeer. Es war eine Nacht des Schreckens. Halbbekleidete Menschen irrten durch die Gassen. Eltern riefen nach ihren Kindern und wiederum Kinder nach ihren Eltern. Aus den Ställen hörte man die Schmerzensschreie der verbrennenden Tiere. Nur wenig Großvieh konnte gerettet werden. Schafe, Ziegen, Schweine, Hennen kamen in den Flammen um.
Von den vierundachtzig Häusern, die an der linken Etschseite standen, blieben nur dreizehn Gebäude, das Widum und die Pfarrkirche übrig. Bei diesem Dorfbrand verbrannten auch fünf Menschen. Viele hatten große Verletzungen und Verbrennungen erlitten und drei kamen bei den Aufräumungsarbeiten ums Leben.
Der letzte Großbrand in Laas ereignete sich am 28. Februar 1911. Dieses Mal brannte es auf der rechten Etschseite. Sechs Häuser mit Scheunen und Stallungen brannten ab, sechzehn Familien wurden obdachlos.