Die Barfußzeit

In den Monaten ohne „r“

Da war der Boden warm,

da durften die Kinder groß und Klein,

alle barfuß gehen.

Die Kinder waren glücklich,

die Eltern ebenso.

Man konnte jetzt ja sparen,

das Geld für neue Schuh!

B.P.

 

Die neue Schuhmode in Laas

 

Meine Freundin und ich fühlten uns schon groß und wir wollten nicht mehr zu den Kindern gezählt werden. Aber wie sollte man ein Fräulein sein, wenn man nur barfuss oder mit schweren und mit Nägeln beschlagenen Schuhen, und den dicken Schafwollsocken durchs Dorf laufen muss? Alles Nachdenken und Beraten half nicht weiter. Es gab nur zwei Möglichkeiten: barfuss oder die gehassten Schuhe. Doch plötzlich sollte sich das ändern, denn wir sahen ein italienisches Mädchen mit ihren Strandschuhen über die Straße gehen. „Schau“, sagte meine Freundin, „die hat Schuhe mit einer Holzsohle und einem schmalen Lederstreifen. Solche Schuhe können wir uns selber machen.“ Sofort liefen wir zu einem Tischler und baten ihm, aus einem dicken Brett vier Sohlen für uns herauszuschneiden. Lächelnd schnitt der Tischler die Sohlen aus und schenkte sie uns. Erfreut liefen wir nach Hause und suchten in Mutters Fleckschachtel nach einem passenden Streifen. Ich fand einen dunkelgrauen und meine Freundin einen hellbraunen Lodenfleck. Wir schnitten daraus je zwei fünf Zentimeter breite Streifen ab. In Vaters Bastelkammer fanden wir ein paar Tapeziernägel, mit denen wir die Streifen an die Sohle nagelten. Der nächste Tag war ein Sonntag, also der Tag an dem wir Mädchen uns am Nachmittag auf dem Kirchplatz zu einem gemeinsamen Spaziergang trafen. Voller Erwartung und Stolz klapperten meine Freundin und ich zum Treffpunkt. Ganz bequem waren unsere Modellschuhe nicht und wir mussten sie beim Gehen mit der großen Zehe halten, aber Hoffart muss leiden! Wie erwartet bestaunten alle unsere Schuhe und schon am nächsten Sonntag kamen unsere Mitschülerinnen mit den nachgemachten Modellschuhen zum wöchentlichen Treffen.

 

Von nun an war nur mehr ein Klippern und Klappern auf den Strassen zu hören. Später wurden dann auch die Stallschuhe für die Buben und Männer mit Holzsohlen gemacht. Man konnte dadurch das Geld für das teure Rindsleder und für die Nägel sparen.